Solarstrom für unser Krankenhaus

Oder auch: Jede Menge Zeit (-Verschwendung):

Unsere Freude im Verein war groß als wir die Zusage von der Stiftung „ProCent“ (Daimler Benz) zur Finanzierung einer Solaranlage für unser Hospitalprojekt in Suwareh Kunda, in Gambia erhielten. Dennoch war es ein langer Weg von der Angebotseinholung in Berlin über die Besichtigung in 2021 mehrerer Anlagenobjekte vor Ort in Gambia, bis zu einer Entscheidungsfindung.  In Gambia hätten wir ausschließlich chinesische Ware in eher schlechter Qualität mit nur kurzer Garantiezeit erwerben können. Durch privates Netzwerk entstand der Kontakt zum brandenburgischen Unternehmen SUNFARMING, das uns mit seinem Gesamtkonzept überzeugt hat, uns preislich sehr entgegengekommen ist und uns schließlich auch noch die Planungs- und Ingenieursleistung Vorort gesponsort hat. 

Das Konzept der variablen Möglichkeiten (Agri – Solar), unterhalb der Solarpaneele die schattige Fläche für Agrar- Projekte nutzen zu können, ist einfach genial und hat uns schnell überzeugt. Auch Baba, unser Partner und Projektleiter des Krankenhauses war mehr als angetan von diesem Konzept. Schließlich haben wir den Auftrag erteilt und konnten uns um den Transport nach Banjul kümmern.

Uns war natürlich bekannt, dass aufgrund der Pandemie die Transportkapazitäten nach Übersee durch den Ausfall vieler Containerschiffe beschränkt waren.  Aber wir haben früh genug agiert und alles schien nach Plan zu laufen.

Die Aussage der Hamburger Spedition Peace-Line lautete, dass der Container mit unserer Fracht am 18.12.2021 in Banjul / Gambia ankommen würde. Wir haben gerne geglaubt, dass dem so ist.  Entsprechend habe ich den Flug nach Gambia über Brüssel genau wie in den vergangenen Jahren gebucht; nur unter Corona – Bedingungen. Ich bin sowohl genesen als auch 2-mal geimpft: es sollte also kein Problem für mich darstellen; die Voraussetzungen für eine Einreise nach Gambia waren erfüllt.  Im Transit in Brüssel erklärte man mir plötzlich, dass ich zusätzlich einen PCR – Test für den weiteren Flug benötige. Da ich den nicht vorweisen konnte, sollte ich diesen in Brüssel (außerhalb des Flughafens) machen lassen. Hierfür war aber die Zeit bis zum Anschlussflug zu knapp.  Da half kein diskutieren und auch nicht der Hinweis, dass man mich schon in Berlin beim Abflug darauf hinweisen hätte können und müssen. Die Reise war damit erstmal beendet und ich stand auf dem Flughafen etwas ratlos herum und machte mich auf den Weg ins Testzentrum und stellte mich dort in eine Schlange von Personen, denen es ähnlich erging wie mir. Der nächste Flug würde 48h später abheben… ich fühlte mich sehr allein gelassen.

Nicht zu schnell aufgeben ist auch eine Devise, und so ging ich zurück zum Schalter von Brüssel Airlines, um meinen Frust los zu werden. Dort erklärte man mir dann, dass offensichtlich ein Irrtum vorläge: nur für Reiseziel Senegal und nicht für Senegal im Transit würde ein negativer PCR benötigt (so hatten es auch meine früheren Recherchen gezeigt), es folgte eine vollmundige Entschuldigung und der Hinweis darauf, dass ich nun auf Kosten der Fluggesellschaft die nächsten 2 Nächte im 5 Sterne Hotel ihr Gast wäre.  Ich war nicht wirklich begeistert.

Zwei Tage Zeitverlust und jede Menge Telefonate, um der Welt zu erklären warum und wieso… Das war schon mal kein guter Start, jedoch blieb es leider nicht nur bei diesem Problem.

Insgesamt wurde der Ankunftstermin des Containers 5x verschoben. Und obwohl ich meinen Aufenthalt noch verlängert habe, habe ich die Ankunft unseres (gekauften) Containers leider nicht selbst miterlebt. Laut Aussage der Reederei musste der Container in Las Palmas zwischengelagert werden und konnte erst später von einem anderen Containerschiff übernommen werden; dann war der neue Frachter defekt, musste umkehren und repariert werden. Zu guter Letzt lag der Frachter 2 Wochen vor dem Hafen Banjul in einer Warteschlange von ca. 12 Containerschiffen, die alle auf das Entladen warteten. Von 3 Schiffsentladekränen im Hafen funktionierte nur einer und dadurch entstand diese chaotische Situation. Baba und ich waren nicht alleine mit unserem Frust. Die wirtschaftliche Situation in Gambia ist zwischenzeitlich nicht nur schlecht, sondern desolat.

In der Zwischenzeit konnte ich der Projektarbeit in den Kindergärten Nyofelleh und in Suwareh Kunda nachgehen. Es ging darum, den Kontakt zu den Lehrern zu halten, Ihnen die Gehälter auszuzahlen und benötigtes Material zu liefern und diesmal wollten wir den Kindern das Thema „richtige Zahnpflege“ näherbringen.

Mit dem inzwischen angekommenen zweiten Container kam auch die gespendete Zahnarztpraxis und Baba hat bereits einen kubanischen Zahnarzt gewinnen können, der sich sehr auf die künftige Arbeit im Krankenhaus freut. Mit ihm bin ich in die Kindergärten und wir haben mit reichlich Zahnbürsten, Zahnpasta und riesigem Kiefernmodell viel Spaß mit den Kindern gehabt.

Dann flog Micha, unser 2.Vorsitzender im Verein zum „Arbeitseinsatz“ ein: wir haben eine Woche gemeinsam mit den Handwerkern gemalert und auch Micha`s 60. Geburtstag in Suwareh Kunda gefeiert. Die Fertigstellung des Krankenhauses rückte nun deutlich näher und damit auch die Ungeduld auf die Ankunft des Containers mit der Solaranlage. Baba und ich sind zu Stammgästen im Büro der Reederei geworden und sind allen Anwesenden gehörig auf die Nerven gegangen.

Am Ende wurde es wie gesagt leider nichts mit der persönlichen Abholung. Als ich nach 10 Wochen Aufenthalt abgeflogen bin, lag der Frachter noch immer in Warteschleife vor dem Hafen. Erst eine Woche später, am 24.02. also mit 9 Wochen Verspätung! konnte Baba dann endlich die Ware übernehmen.  Die eingeflogenen Ingenieure Juri und Santiago von SUNFARMING hätten nicht einen Tag früher kommen dürfen… Das es schließlich doch noch zu einem guten Ende gekommen ist, haben wir dem unermüdlichen Einsatz unseres Projektleiter Baba und den beiden Technikern von SUNFARMING zu verdanken, die nicht nur eine sehr professionelle Arbeit abgeliefert haben, was Technik und Organisation betrifft, sondern darüber hinaus noch zwei lokale Kräfte Vorort in die Wartung der Anlage eingewiesen haben.

Ich konnte zwar den Aufbau der Anlage aus der Ferne an Hand von Fotos mitverfolgen, wäre aber liebend gerne vor Ort mit dabei gewesen. Mir hat es nach 10 Wochen Gambia einfach nur an der Zeit gefehlt…

Glücklicher Weise haben die Ingenieure von SUNFARMING aber einen ganz wunderbaren Bericht geschrieben, den Sie hier als PDF herunterladen können >>>