Der weisse Spendenlaster ist am Ziel angekommen. Mehrer Menschen stehen davor und helfen beim Ausladen.

Spendentransport, der 2.

Oder: Wie das Leben so spielt, in Gambia … , ein nächster Reisebericht: 

Nach der schlechten Erfahrung mit der LKW-Überführung im vergangenen Jahr, hatten wir uns entschlossen, dieses Mal die Hilfe eines Freundes in Anspruch zu nehmen. Malik, ein gambischer Geschäftsmann, überführt häufig Fahrzeuge von Dakar nach Banjul, und wir wollten die Sache mit dem Zoll gerne von ihm erledigen lassen und den Wagen erst an der Grenze übernehmen. Der Plan war also, den LKW von einem angeheuerten Fahrer von der Grenzstadt Amdallai nach Suwareh Kunda zu bringen, ihn dort zu entladen, und anschließend von dort nach Banjul bzw. Serrekunda zu bringen, um ihn dort wieder zum Verkauf anzubieten. 

Soweit der (theoretische) Plan: am 25.01. ist es dann soweit. Mit 14 Tagen Verspätung kommt der Anruf, dass unser LKW (wieder vollbeladen mit weiteren Sachspenden) im Hafen von Dakar eingetroffen ist und wir uns sofort, also noch mitten in der Nacht aufmachen sollten, um den Wagen dann am nächsten Morgen zu übernehmen. Nicht schlecht, dachte ich… endlich funktioniert mal etwas. Nach Rücksprache mit Baba einigten wir uns aber darauf, erst am sehr frühen Morgen loszufahren um die erste Fähre zu nehmen. Für 05.00Uhr haben wir uns verabredet; zuvor wollte er den LKW-Fahrer abholen. Dann wären wir immerhin zwischen 07.00Uhr und 08.00Uhr in Amdallai, an der Grenze. 

Um 04.00 Uhr klingelte mein Telefon und das Chaos begann: Baba konnte den Fahrer nicht erreichen und bat mich zügig zur Anschrift des Fahrers… also nichts mit Frühstück, sondern hektisch in den Tag hinein. Der Fahrer hatte vergessen den Wecker zu stellen und offensichtlich einen guten Schlaf! 

Mit reichlich Angstschweiß auf der Stirn sind wir dann in Richtung Fähre gerast, haben auf dieser noch einen Platz ergattert und Amdallai tatsächlich um 07.30Uhr erreicht. Bis um 10.00Uhr tat sich dann jedoch: gar nichts! Dann kam ein Anruf von Maliks Mitarbeiter: der Tank vom LKW war bereits leergefahren, an der Tankstelle (jetzt voll betankt) sprang er nun nicht mehr an. Noch immer im Senegal musste der LKW also neue Batterien bekommen und der Motor entlüftet werden, da zuvor leergefahren. 

Während wir auf die Ankunft des LKW warteten, kam Stunden später ein weiterer Anruf mit der nächsten Hiobsbotschaft: der senegalesische Zoll an der Grenze ließ den LKW nicht passieren; es war von einem „Fehler“ die Rede. Nach viel Mühe und Diplomatie von Baba durfte er schließlich die Seiten (nach Senegal) wechseln und zum LKW. 

Es stellte sich heraus, dass der LKW entweder während der Fahrt oder aber bei der Entladung vom Frachter so stark am Karosserieaufbau beschädigt wurde, dass eine Sichtung durch den Zoll unmöglich war. Man kam nicht an die Ladefläche des LKW heran, alles war verzogen. 

Der beschädigte LKW steht nachts auf einem Parkplatz. Die Scheinwerfer beleuchten die Szene. Man sieht die stark verzogene seitliche Ladeluke.

Der Preis der Zollvorführung wäre DLS20.000 gewesen; die hat man uns trotzdem abgeknöpft und uns den Wagen um 22.00Uhr übergeben. Theoretisch hätte ein Zollbeamter beim Wagen bleiben müssen… Wir haben uns also wieder mal unfreiwillig eine Übernachtungsmöglichkeit suchen müssen, denn vor uns lag ja noch die Einreise nach Gambia und die Zollbeamten dort hatten natürlich längst Feierabend. (So viel zu unserem schönen Plan…) 

Am nächsten Morgen gegen 08.30Uhr kamen dann die Verhandlungen auf gambischer Seite ins Laufen. Da auch hier keine „Augenscheinnahme“ der Ladung erfolgen konnte, hat man uns einen Beamten zur Begleitung und späteren Sichtung mitgeschickt. Seine Anwesenheit hatte auch etwas Gutes, denn die vielen Polizeikontrollen, ließen sich mit seiner Gesellschaft viel schneller und einfacher passieren. 

Das ging auch 80km gut; dann verließ uns das Glück schon wieder… mitten in der Pampa auf staubtrockener Landstraße. Ein Reifen war wegen Überhitzung an der Felge geplatzt. 

Unser Ziel war nur noch 30km entfernt, schien aber plötzlich unerreichbar. Ich bin ja bislang in unserem Geländewagen hinterhergefahren und habe mich nun mit Babas Wegebeschreibung auf die Suche nach Werkstatt und Mechaniker aufgemacht. Typisch afrikanisch wurde nun von einer weiteren Werkstatt das nötige Werkzeug geliehen und damit gemeinsam zurück zum LKW. Es war nun schon später Nachmittag und wir waren alle mehr als hungrig. Ebenfalls auf wundervoll afrikanische Weise und nur mit einem Anruf hat Baba es geschafft, uns mitten in dieser Pampa mit Reis und Hühnchen zu versorgen: Ein köstliches Essen bei 42°auf glühend heißem Asphalt. Unvergesslich! 

Gegen 18.00Uhr konnten wir dann gestärkt mit repariertem Reifen weiter und gegen 19h sind wir endlich in Suwareh Kunda angekommen. Der erste, der verschwand, war der Zollbeamte! Der hatte keinerlei Interesse mehr an einer Sichtung der Ladung! Dafür waren aber sofort rund 15 jugendliche Fußballspieler um uns herum, die helfen aber natürlich auch ihre Neugier befriedigen wollten. 

Wie im Jahr zuvor wurde bis in die Dunkelheit hinein abgeladen; einige Dinge (Werkzeug!) haben dabei leider nicht den Weg ins Gebäude gefunden. Darüber haben wir extrem geärgert und für Baba war das eine neue Erfahrung! 

Erst gegen 23.00Uhr waren wir fertig und haben dann eine nächste, nicht geplante Übernachtung organisieren müssen (…soviel zu unserem schönen Plan). 

Mittwochvormittag haben wir uns auf den Weg zur Fähre gemacht und gegen 17.00Uhr haben wir den LKW mit der verzogenen Karosserie in einer Werkstatt abgestellt und damit dieses 2. Abenteuer eines Spendentransportes erstmal beendet. 

Was haben Baba und ich daraus gelernt? Für uns führt KEIN Weg mehr über Dakar. Der nächste Spendentransport geht nur noch im Container direkt bis nach Banjul. Es wird keinen LKW mehr geben und keine weiteren Abenteuer an der senegalesich-gambischen Grenze. Wir werden nie erfahren, wann, wie und wo der LKW beschädigt wurde…es fühlt sich niemand zuständig; eine Institution verweist auf die nächste. Ansprüche können nicht realisiert werden… 

Ich war und bin jedoch froh, dass wir wieder Glück im Unglück hatten und alles auf afrikanische Art und Weise gelöst wurde. 

Sehr afrikanisch war dann auch meine völlig unerwartete Quarantäne. Der notwendige Covid-Test vor Abflug fiel positiv aus; ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt fit und gesund; allerdings hatte ich rund 14 Tage zuvor eine Erkältung. Ich durfte also noch in die Verlängerung und wurde mit etlichen anderen Touristen (auf eigene Kosten) in ein Strandhotel einquartiert. Zuvor wurde uns eine Sammelunterkunft angeboten, die jedoch derartig grauenhaft war, dass wir alle freiwillig in das Hotel gezogen sind. Es lag direkt und schön am Strand, der bekanntermaßen keine Türen hat. Wir durften uns alle frei bewegen, Masken gab es nicht. 

Vier kleine Affen sitzen auf einer Veranda mit drei leeren Stühlen. Auf einem Stuhl liegt ein Kissen. Hier muss kurz vorher noch jemand gesessen haben.

Meine Besucher während der „Quarantäne“, auch ohne Masken.

Essen wurde von Freunden gebracht; gespeist wurde gemeinsam in netter Runde. Quarantäne mal anders…. Tägliche Arztvisite, Blutdruck- und Fiebermessen und nach einer Woche gab es dann für alle einen Negativtest!